Wie auch der Dalai Lama, gehört der Penchen Lama dem Gelugpa-Orden des tibetischen Buddhismus an. Der Penchen Lama war bis zum Jahr 1989 zweihöchste Autorität des tibetischen Buddhismus und hatte bis 1959 auch weltliche Macht als Teil der Regierung des Tibet.
Der Name Penchen Lama entstand als eine Wortzusammensetzung aus dem Sanskrit-Wort "pandita", das Gelehrter bedeutet, und dem tibetischen Wort "chenpo", das groß bedeutet. Der Titel "Penchen Lama" kann also mit Großer Gelehrter übersetzt werden. Er gilt im Gelugpa-Orden als Wiedergeburt des Amitabha, Buddha des Unermesslichen Lichts.
Entstehung des Penchen Lama
Der Titel des Penchen Lama entstand erst im 17. Jahrhundert im Tibet. Der erste Penchen Lama war der bekannte buddhistischen Gelehrte Lobsang Chökyi Gyeltshen. Er war Abt des Klosters Trashilhün-po, als dem 4. Dalai Lama dort das Mönchsgelübde abgenommen wurde. Der Abt war auch für die Ausbildung von dessen Nachfolger, den 5. Dalai Lama, verantwortlich.
Der Abt starb im Alter von 92 Jahren als hoch angesehener Gelehrter. Der 5. Dalai Lama ließ nach einer Reinkarnation seines langjährigen Lehrers suchen und gab ihm den Titel Penchen Lama. Der Abt wurde als 4. Reinkarnation des Penchen Lama bekannt, nachdem buddhistische Gelehrte die Reinkarnationen des Penchen Lamas bis zurück ins 14. Jahrhundert rekonstruiert hatten.
Religiöse und weltliche Bedeutung des Penchen Lama
Lamas gelten im tibetischen Vajrayana-Buddhismus oft als erleuchtete Wesen, die sich freiwillig für eine erneute Wiedergeburt entschieden haben, obwohl sie als erleuchtete aus dem Kreislauf von Sterben und Wiedergeburt ausbrechen könnten. Diese Erleuchteten entscheiden sich für eine Wiedergeburt, um anderen fühlenden Wesen helfen zu können.
Der Penchen Lama spiele für lange Zeit eine wichtige Rolle bei der Anerkennung der Reinkarnation des Dalai Lama. Umgekehrt war der Dalai Lama ausschlaggebend bei der Anerkennung der Reinkarnation des Penchen Lama. Der Penchen Lama spielte auch eine wichtige Rolle in der Zeit des Heranwachsens des jungen Dalai Lama. Als zweithöchste Autorität hatte der Penchen Lama in dieser Zeit großen Einfluss auf die religiöse und politische Situation im Tibet.
Nach der militärischen Besetzung des Tibet durch chinesische Truppen im Jahr 1950 und der Flucht des Dalai Lama nach Indien, neun Jahre später, verlor auch der Penchen Lama viel von seiner weltlichen Macht.
Als der 10. Penchen Lama im Jahre 1989 im hohen Alter verstarb, machte sich der Gelugpa-Orden auf die Suche nach seiner Reinkarnation im Tibet. Die chinesische Regierung nutzte die Gelegenheit, und das Kind, das als die Reinkarnation angesehen wurde, verschwand. Stattdessen setzte die Regierung in Peking ihre eigene "Penchen Lama Reinkarnation" ein.
Es gibt zurzeit also einen entführten 11. Penchen Lama, sowie eine, durch die kommunistische Partei Chinas bestimmte Person, die bei den Gläubigen im Tibet jedoch kaum Anerkennung als Penchen Lama findet.