Die Geschichte Tibets ist geprägt von der Beziehung des Gebietes zur jeweiligen chinesischen Kaiserdynastie. Starke chinesische Kaiserhäuser hatten oft großen Einfluss auf Tibet und bildeten eine Art regulierende Macht, um den Frieden zwischen den, untereinander oft verfeindeten tibetischen Klöstern, zu erhalten.
Während schwacher chinesischer Dynastien, oder zu Zeiten eines Zerfalls Chinas, war Tibet auch völlig unabhängig von China und konnte selbst seinen Einfluss ausdehnen. Bereits seit dem siebten Jahrhundert unserer Zeitrechnung war Tibet für einige Jahrhunderte ein einflussreiches Königreich in der Region.
Der Einfluss der tibetischen Könige gibt jedoch bald darauf wieder zurück. Es bildeten sich drei gesellschaftliche Gruppen in Tibet heraus: die Adligen, die Mönche und die Bauern. Der feudale Aufbau der Gesellschft in Tibet hatte über 900 Jahre bestand, bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Tibet zum letzten Mal ein Teil des chinesischen Herrschaftsbereichs der Qing-Dynastie. Tibet behielt zwar weitgehend seine innere Unabhängigkeit, jedoch befand sich ständig ein Vertreter Chinas vor Ort in der tibetischen Hauptstadt Lhasa. Der Dalai Lama in Tibet wurde als der Staatsführer angesehen, jedoch erkannte er in außenpolitischen und militärischen Dingen die Oberhoheit Pekings an.
Das mussten auch die Engländer erkennen, als sie eine Expedition von Indien aus nach Tibet schickten. England wollte den Tibet an seine indische Kolonie anbinden, um ihn so dem Einflussbereich der chinesischen Qing-Kaiser zu entziehen. Doch der Dalai Lama schickte die britischen Besucher nach Peking. Erst als England mit einer Gruppe britischer Soldaten von Indien aus nach Lhasa kam, erklärte sich der Dalai Lama notgedrungen zu Gesprächen bereit, unter Umgehung des Kaisers in Peking.
Der Dalai Lama ist der spirituelle und weltliche Herrscher im Tibet. Er wird bereits als Kind ausgewählt. Da der Dalai Lama während seiner Kindheit zunächst für viele Jahre zu jung ist, um den Tibet zu regieren, wird er während dieser Zeit durch den Panchen Lama in der Führung von Tibet unterstützt. Der aktuelle Dalai Lama musste vor der chinesischen Armee nach Indien fliehen und lebt seitdem dort im Exil.
Die weitgehend isolierte und feudalistisch strukturierte Gesellschaft Tibets wurde durch den Einmarsch der chinesischen Armee 1949 aufgebrochen. Die Chinesen bauten in Tibet die ersten Krankenhäuser und legten Straßen an.
Außerdem wurde die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben, so dass diese nicht mehr einem Kloster oder Adligen gehörten. Mit dem chinesischen Einmarsch nach Tibet wurden die britischen Pläne, Tibet nach über 200 Jahren der Abhängigkeit von China wieder als einen unabhängigen Staat auszurufen, beendet. Großbritanien hatte seit dem späten 19. Jahrhundert versucht, den Tibet für seine indische Kolonie zu gewinnen.